FAZ, 03. Jul 2014

Der Werbung Raum geben

Wie man ein Auto in der Luft schweben lässt

Stella Folgner (Clara-Schumann-Gymnasium, Bonn)

Es gibt sie schon seit Jahren in Science-Fiction-Filmen, der Ingenieur Dennis Gábor erfand die Holographie bereits Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts, und sie fasziniert die Menschen noch heute – zum Beispiel wenn man in einem Flughafen ist und plötzlich ein Auto entdeckt, das in der Luft zu schweben scheint. Möglich machen dies 3D-Displays. Entwickelt hat sie die Marke Realeyes in Kiel, die nach Angaben von Philipp von Trotha, einem der beiden Geschäftsführer, das einzige Unternehmen auf der Welt ist, das Displays dieser Art herstellt. Der seit Ende 2010 ausgereifte Herstellungsprozess funktioniert wie die Entwicklung eines Fotos in der Dunkelkammer: Ein bis zu drei Quadratmeter großer Film wird mit einem am Computer animierten dreidimensionalen Motiv belichtet, und das 250000 Mal aus 30000 verschiedenen Blickwinkeln, durch jede der streichholzkopfgroßen Linsen ein Mal. Durch die Linsen ist das Motiv jeweils aus einer Perspektive zu sehen, die sich verändert, sobald sich der Betrachter bewegt. So wirkt das Bild räumlich.

Zu sehen ist das beworbene Produkt dann vom Mittelpunkt aus in alle Richtungen bis zu einem Winkel von zwanzig Grad; es ragt bis zu einem Meter aus der Fläche heraus, und dahinter sind kleinere Details in der Tiefe zu entdecken – das zieht viel Aufmerksamkeit an. So stehen Passanten im Schnitt 80 Sekunden vor den Plakaten und versuchen, sich die Funktionsweise der Technik begreiflich zu machen, wodurch sich die Werbebotschaft besonders gut einprägt.

Da die Produktionskosten relativ hoch sind, hat das Produkt aber seinen Preis. „Der Kaufpreis liegt bei 5500 Euro je Quadratmeter“, sagt von Trotha. „Insgesamt kostet ein Standort zur Miete, der für mindestens drei Monate gebucht werden muss, etwa 9000 Euro im Monat. Große Kunden des Unternehmens sind Microsoft, Daimler und die Deutsche Telekom. Die Auftragsvolumina liegen zwischen 5000 und 400000 Euro. Der mit den Displays erzielte Umsatz lag 2013 bei gut 500000 Euro, in diesem Jahr soll er auf mehr als eine Million Euro steigen.

Realeyes entwickelte sein Produkt und die notwendigen Maschinen zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik IPM in Freiburg und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Heute baut man die Einzelteile verschiedener Zulieferer mit acht Mitarbeitern zusammen.
Gleichzeitig arbeitet das Unternehmen an der Verwirklichung neuer Ideen, zum Beispiel an der Erweiterung der Werbefläche von drei auf neun Quadratmeter. „Ein Traum wären Hologramme mit bewegten Bildern“, sagt von Trotha. „Aber das ist wegen der riesigen Menge an Daten nicht möglich.“ Dafür wird die Technik vielleicht bald in der Kunst oder Medizin genutzt. „Wir hatten schon einen Kunden, der Displays für ein Museum haben wollte, und in Zukunft kann man vielleicht sogar Röntgenbilder in 3D auswerten.“

Kieler Nachrichten, 27. Dez 2013

Neue Werbeform: Kieler Firma Realeyes entwickelt Display zur Darstellung dreidimensionaler Projektionen

Kiel. Man möchte hineingehen und danach greifen. Einen Meter ragt die Champagner-Flasche in den Raum. Doch sie ist nur eine Projektion: Die Firma Realeyes hat ein Display entwickelt, das für den Betrachter verblüffende dreidimensionale Bilder zaubert, ohne dass der eine Brille dafür aufsetzen muss. Bisher brachten nur die Kieler diese Technologie weltweit zur Marktreife – der Startschuss für eine neue Werbeform.

Niko Rönnfeldt

Die Idee kam in London. Als Felix von Laffert dort in einem Museum Hologramme und Wackelposter betrachtete, war er fasziniert. „Das müsste doch auch mit Fototechnologie machbar sein“, dachte der Physiker. Er machte sich Gedanken, schrieb einen Business- Plan und räumte mit dem Konzept bei einem Wettbewerb 30 000 Euro ab – die Initialzündung für Realeyes. Als Geschäftspartner konnte der heute 40-Jährige seinen früheren Greifswalder Studienfreund Philipp von Trotha (40) gewinnen. „Als er mir stolz das erste noch rudimentäre Modell mit dem Bild eines Fußballers zeigte, war ich enttäuscht. Ich konnte gar nichts erkennen“, erinnert sich von Trotha, der sich um den kaufmännischen Part der Firma kümmert. Viele mögliche Partner hätten gesagt: „Ihr seid verrückt.“ Doch von Laffert ließ sich nicht beirren, von Trotha vertraute ihm.

2006 gründeten sie Realeyes mit Sitz in Kiel, zunächst arbeiteten sie im Technologiezentrum am Westring, später zogen sie an den Kanal. „Schleswig-Holstein bot ein tolles Förderprogramm“, so von Trotha. 50 Prozent der Entwicklungskosten wurden übernommen und Kontakte zu anderen Kapitalbeschaffern hergestellt. von Trotha: „Die Institutionen hier sind gut verknüpft.“ Als zudem eine Finanzspritze des Bundeswirtschaftsministeriums einen Millionenbetrag in die Entwicklungskasse spülte und das Fraunhofer Institut für Physikalische Messtechnik einstieg, entwickelte Realeyes seine 3D-Träume zur Marktreife.

Basis der Technologie sind Mikroobjektive in der Größe eines Streichholzkopfes. 250 000 dieser Linsen werden pro Quadratmeter auf einen Spezialfilm aufgebracht – eine Hightech-Version dessen, was früher in einer analogen Kamera steckte. Der Film enthält die Daten des Bildes. Jede Linse bildet jeweils das vom Blickwinkel um wenige Tausendstel abweichende vollständige Bild ab: So werden für den Betrachter aus zwei Dimensionen drei. Einen Meter in den Raum, zwei Meter in die Tiefe reicht die Projektion.

„Wir bewegen uns bei allem am Limit des derzeit technisch Machbaren“, sagt von Trotha. Natürlich strebe man immer eine noch schärfere Darstellung an und denke auch an bewegte Bilder, doch die liegen weit in der Zukunft. Ein Bild allein ist schon 232 Gigabyte groß, für einen Film müsste es 25 Mal pro Sekunde ausgetauscht werden. von Trotha: „Diese Datenübertragungsgeschwindigkeit würde bisher nur das zwischen Europa und den USA verlegte Internetkabel schaffen.“

Aber auch so sorgen die Realeyes-Bilder für Verblüffung, geeignet für Werbung aller Art. „Bei welchem Plakat bleibt man denn heute noch stehen?“ fragt von Trotha. Es ist sein bestes Verkaufsargument auf einem Markt, der bisher nicht existierte. Nur Realeyes’ 3D-Displays dieser Art sind marktreif. Dennoch ein steiniger Weg, gibt von Trotha zu. Rund sechs Millionen Euro seien in das Produkt geflossen. Schwarze Zahlen schreibe man noch nicht.

Umsatz bringende Vertriebswege sind gefragt. So verkauft Realeyes nicht nur (ein Quadratmeter 3D-Fläche kostet etwa 5500 Euro), sie bieten Displays auch zur Miete, auf Wunsch auch mit Komplettservice inklusive Standortwahl, Aufbau und Hardware. Und die Aufträge kommen, den jüngsten stellte Microsoft. Der Software Gigant wollte mit der Kieler Technik für die Xbox One und das Betriebssystem Windows 8 werben. Innerhalb von zwei Wochen mussten die sechs Realeyes- Mitarbeiter Tag und Nacht Bildschirme mit „herausfliegenden“ Windows-Apps zusammenbauen – vieles davon in Handarbeit. Inzwischen ziert die dreidimensionale Windows-Werbung Flughäfen und Einkaufscenter in ganz Deutschland. Auch Marlboro, Moët, Mercedes, Leica, Hublot und der Hamburger Flughafen setzen auf 3D made in Kiel.

invidis — Digital Signage und Digital-Out-of-Home, 17. Jul 2013

Mercedes startet Kampagne, 3D an drei deutschen Airports

17. Juli 2013 – Top-Kunde Mercedes-Benz wirbt auf neuen 3D-Hologrammpostern des Anbieters Realeyes: Invidis.de gibt einen Überblick über die 12 Monate vom ersten Prototypen am Airport Düsseldorf bis zum erfolgreichen Launch

Thomas Kletschke
Das Prinzip von Realeyes: Aus einem computer­ge­ne­rier­ten 3D-Modell werden Ren­derings aus ver­schie­de­nen Be­trach­tungs­winkeln aus­gegeben und über streich­holz­kopf­große Mikro­linsen wieder­gegeben (Foto/Grafik: Realeyes)

Die Hamburger Agentur more ambient vermarktet deutsch­land­weit das vom Kieler Anbieter Realeyes ent­wickelte 3D-Holo­grammposter-Medium an bisher drei deutschen Airports. In Düsseldorf, Hamburg und Köln/Bonn sind Werbe­flächen instal­liert – und mit der ersten bundes­weiten Kam­pagne im kleinen aber spek­taku­lären Out-of-Home-Netz­werk auch gebucht. Der Auto­bauer wirbt dabei für seine neue S-Klasse.

Begonnen hat die Realeyes-Story vor über sechs Jahren mit einer Idee von Felix von Laffert. Der Phy­siker wollte ein neues 3D-Medium schaf­fen und tat sich mit Kom­pagnon Philipp von Trotha zu­sammen. Wie bei einer Wackel­post­karte sollte ein über­dimen­sionier­tes 3D-Plakat ent­stehen, bei dem keine Brillen oder ähn­liche Hilfs­mittel be­nutzt wer­den müs­sen (siehe Info­grafik unten). Im Jahr 2006 wurde ihr Unter­nehmen ge­gründet – und es dauer­te einige Jahre und brauchte Part­ner aus For­schung und In­dustrie bis zum fer­tigen Pro­dukt. Die Uni Kiel und die Fraun­hofer-Insti­tute ge­hör­ten zu den Ko­opera­tions­part­nern auf For­scher­seite.

Auch in der In­dustrie wurde man fün­dig – alle Part­ner kom­men aus Deutsch­land oder der Schweiz. Spezial­film von Film-Her­stel­ler Ilford, spe­zielle Leucht­kästen von der Sommer GmbH aus Hilter bei Osna­brück, Teile vom Spritz­guss-Spe­zialisten: schon die Zu­lie­ferer stehen für inno­vative Pro­dukte. „Wenn man in der Ent­wick­lung effi­zient vor­gehen möchte, muss man sich die rich­tigen Part­ner suchen“, sagt Philipp von Trotha gegen­über invidis.de. Für ihn ist klar: „Es braucht Fir­men, die auf ih­rem Ge­biet echte Ex­perten sind.“

Bisher sind bis zu 2m2 große Hologramm­poster realisiert worden (Infografik: Thomas Kletschke/invidis.de)
Nach dem Gewinn des Innovations­preises 2010 des Bundes­wirt­schafts­ministe­riums war ein erster großer Ab­schnitt ge­schafft. Erste Messe­auf­tritte mit den Realeyes-Postern wur­den reali­siert. Was folgte, war die Serien­fer­ti­gung der Module ab 2012. Spek­taku­läre Um­setzun­gen für Kun­den wie den Kamera­her­steller Leica oder die Luxus­uhren-Marke Hublot zeigte, dass das Potenzial auch bei Wer­bung­treiben­den an­kommt. Und im hohen Norden wirbt man be­son­ders gerne mit dem 3D-Holo­gramm: auch die Sushi Factory ist seit Früh­jahr 2012 guter Kunde.

Seit Sommer 2012 wirbt man auch an Air­ports – zu­min­dest erst mal für das ei­gene Pro­dukt. Am Flug­hafen Düssel­dorf steht seit­dem eine Realeyes-Stele, der ersten Ge­ne­ration. Der Proto­typ ist noch etwas dicker, als die jetzi­ge Geräte­gene­ration. Grund: Wäh­rend die ak­tuellen Werbe­mittel mit LEDs ar­beiten, wurde die erste Serie noch mit Röh­ren hinter­leuchtet.

Und seit Mitte Juli sind an den Air­ports Düssel­dorf, Köln/Bonn und Hamburg jetzt die neuen Real­eyes-Poster im Ein­satz. Sie wer­den von der Ham­burger Agen­tur more ambient ver­marktet. Das kleine Netz in HAM, CGN und DUS kommt in der Branche gut an.

„Vor kur­zem wurde ein 3D Holo­gramm an unserem Ter­minal 1 (Abflug) instal­liert“, sagt CGN-Wer­be­leiter Stephan Merkens gegen­über invidis.de. „Da­bei hat die Ham­burger Agen­tur more ambient eine leer ste­hende Loca­tion ge­mietet, wo sie den Werbe­content für ihren Kun­den Mercedes ge­bucht hat.“ Der Flug­hafen Köln/ Bonn freue sich, die inno­vative Werbe­form ge­mein­sam mit der Ham­burger Agen­tur an­bieten zu kön­nen. „In der Nähe des Luft­hansa-Lounge im Shop­ping-Be­reich er­reicht der Auto­bauer da­mit vor allem die zah­lungs­kräf­tige Busi­ness-Kun­dschaft“, so Merkens im Ge­spräch mit invidis.de. Bis Mitte Ok­tober 2013 läuft die Kam­pagne des Auto­bauers.

Auch die Passagiere fahren auf den Reiz des räum­lich-dar­stellen­den Posters ab. Er­he­bungen am Ham­burger Air­port zeig­ten, dass über 80% aller Pas­san­ten ste­hen blie­ben und das Werbe­motiv inten­siv und lange be­trach­teten, heißt es bei more ambient. Im Ver­gleich zu den etwa acht Be­trach­tungs­win­keln bei 3D-Screens, die noch dazu einen ein­zigen op­ti­malen Be­trach­tungs­stand­punkt er­fordern, kön­nen bei Realeyes inner­halb eines Win­kels von 40° er­reicht wer­den. Dazu sind 30.000 Be­trach­tungs­win­kel not­wendig.

Für die Zu­kunft gibt es bei Realeyes in Kiel zwei Über­le­gungen: größere Boards oder viel­leicht auch Bewegt­bild-Con­tent sind Vi­sio­nen, die die Tüf­tler um­treiben. Aller­dings ist dies nicht ganz ein­fach. Eine 9m2 großes Board wie in un­serem Auf­macher­bild oben ist der­zeit noch nicht real. Es würde 2,25 Mil­lionen Mikro­linsen er­fordern. Ak­tuell sind For­mate bis 2m2 liefer­bar. Eine ge­wal­tige Menge an Da­ten muss trans­por­tiert und ge­spei­chert wer­den: 232 Giga­byte je Quadrat­meter.

Mit der Mercedes-Kampagne ist das Holo-Netzwerk offiziell in Betrieb (Foto: more ambient)

m+a report March, 25. Apr 2011

3D Display ohne Brille

3D Display without glasses

Sie strahlten nach ihrem Erfolg auf der Euroshop 2011 um die Wette: Philipp von Trotha und Felix von Laffert, die bei­den Geschäftsführer von Realeyes. Denn die von Laffert ent­wickel­te Tech­nik ermöglicht das Betrachten von 3D Displays ohne tech­nische Hilfs­mittel und damit neue Formen der Kun­den­an­sprache. Die 3D Displays eig­nen sich eben­so für den Ein­satz in der Wer­bung, im Messe- und Laden­bau, aber auch in der Archi­tektur oder in Museen. Das Kieler Start-up-Unter­nehmen ist bis­her das ein­zige Unter­nehmen, das dieses Produkt zur Markt­reife ent­wickelt hat.

Die dargestellten Objekte ragen bis zu einem Meter aus der Bild­fläche heraus. Der Be­trach­ter hat das Gefühl, sie be­rühren zu kön­nen. Die 3D-Bilder er­mög­lichen rea­listische Perspek­tiv­wechsel. Dank eines Be­trach­tungs­winkels von 40° und 30.000 Bild­an­sichten verändert sich die Perspek­tive, wenn sich der Be­trach­ter einige Schrit­te hin und her be­wegt. Ver­bor­gene De­tails schie­ben sich ins Blick­feld – un­ab­hängig von den Licht­verhält­nissen der Um­gebung.

Diesen verblüffenden Effekt ver­dan­ken die Dis­plays einem paten­tierten Ver­fahren. Pro Display bilden 250.000 Mikro­ob­jek­tive in der Größe eines Streich­holz­kopfes jeweils das voll­stän­dige Bild ab, aber aus einer mini­mal ab­weichen­den Perspek­tive. Auf diese Wei­se ent­steht aus einem zwei­di­men­sionalen Bild eine drei­dimen­sionale Dar­stellung.

Following their success at Euroshop 2011, it was difficult to see which of the two mana­ging directors of Realeyes, Philipp von Trotha or Felix von Laffert, was beaming most widely. The techno­logy developed by von Laffert makes it possible to view 3D Displays without technical aids, creating new forms of custo­mer pitches. The 3D Displays are equally suitable for use in ad­vertising, exhibition con­struction and shop­fitting, as well as in architecture or museums. The start-up from Kiel is the only company so far to have developed this product to market maturity.

The objects depicted extend by up to a metre from the screen, so that viewers feel they can touch them. Realistic changes of perspective are possible with the 3D images. With a 40° viewing angle and 30,000 calculated image views the perspective changes when the viewer takes a few steps in a different direction. Hidden details shift into sight – regardless of the ambient light conditions.

The displays owe this astounding effect to a patented process. For a display 250,000 micro lenses, each the size of a match head, create the complete image, but from a marginally different angle. This way a two-dimensional image is transformed into a three-dimensional presentation.

Der Handel, 11. Apr 2011

DISPLAYS

3D ohne Brille.

Das Kieler Start-up-Unter­nehmen Realeyes hat das erste drei­di­men­sio­nale Anzeigen­bild vor­ge­stellt, das man ohne 3D-Brille und un­ab­hängig von den Licht­verhält­nissen der Um­ge­bung erleben kann. Die dar­gestell­ten Ob­jekte schei­nen bis zu einem Meter aus der Bild­fläche heraus­zu­ragen. “Dank eines Be­trach­tungs­win­kels von 40 Grad und 30.000 Bild­an­sichten ver­ändert
sich die Perspek­tive, wenn sich der Be­trach­ter einige Schrit­te hin und her be­wegt oder in die Hocke geht”, er­läutert Geschäfts­führer Philipp von Trotha. Die Dis­plays sind je­weils einen Qua­drat­meter groß und kön­nen für große Flächen ent­sprechend kom­biniert werden.

Wirtschaftsland Schleswig-Holstein, 29. Mrz 2011

Die perfekte Illusion

Bilder mit magischer Tiefenwirkung. Ein Schwarm bunter Fische, der durch den Raum auf den Betrachter zu schwimmt. Im Hintergrund ein Korallenriff von großer Farbintensität. Klares blaues Wasser. Wer noch einen Schritt näher tritt, möchte direkt hineinfassen in diese magische Unterwasserwelt. Doch wer die Hand nach einem Fisch ausstreckt, der greift ins Leere. Ein wundersamer Effekt, der den Betrachter zum Nachdenken anregt. Wie kann das sein?

Rieke Beckwermert

Ganz einfach: Es ist Fotografie in der dritten Dimension, aber zum Greifen nahe. Eine innovative Entwicklung des Kieler Hightech-Start-up-Unternehmens REALEYES. Direkt am Nord-Ostsee-Kanal entwickeln, produzieren und vermarkten die beiden Geschäftsführer Felix von Laffert (38) und Philipp von Trotha (38) großformatige 3D-Displays. Das Neuartige daran: Sie haben das erste hochqualitative Display entwickelt und zur Marktreife gebracht, das man ohne eine Brille als Hilfsmittel erleben kann.

Der technische Geschäftsführer von Laffert erklärt, auf welche Weise sich diese dreidimensionalen Displays verwenden lassen: „Sie eignen sich besonders für den Einsatz in der Werbung, als Ersatz für das klassische zweidimensionale Plakat. Aber auch im Messe- und Ladenbau, in der Architektur, in Museen oder auf großen Bahnhöfen und auf Flughäfen können diese großformatigen Displays für Furore sorgen.” Gerade waren von Laffert und von Trotha auf der Euroshop 2011 in Düsseldorf vertreten, der Leitmesse für Handelsinnovationen mit mehr als 1.000 Ausstellern aus 50 Ländern. Erste Interessenten haben sich gemeldet, konkrete Angebote sind erstellt. „Nun hoffen wir auf den Durchbruch, den ersten großen Auftrag. Denn mit unserer Produkten könnten wir in Serie gehen”, sagen die beiden hoffnungsvoll.

Realistische Perspektivwechsel

Die 3D-Tafeln, von denen ein Quadratmeter zwischen 10.000 und 15.000 Euro kostet, bieten laut dem kaufmännischen Chef von Trotha eine „einzigartige Form der dreidimensionalen Darstellung“. Denn die dargestellten Objekte – ob nun Unterwasserwelt, dynamische Szenen mit teuren Autos oder Weltraum-Animation – ragen bis zu einen Meter aus der Bildfläche heraus und in den Raum hinein. Die Bilder, so von Trotha, „ermöglichen realistische Perspektivwechsel”. Dank eines Betrachtungswinkels von 40 Grad und 30.000 Bildansichten verändert sich die Perspektive, wenn sich der Betrachter einige Schritte hin und her bewegt.

Dadurch schieben sich verborgene Details ins Blickfeld – ganz ohne 3D-Brille und unabhängig von den Lichtverhältnissen in der Umgebung”, sagt der Jurist von Trotha stolz.

Patentiertes Verfahren

Hinter den großen Displays von REALEYES verbirgt sich Hochtechnologie, die vom Land mit 580.000 Euro gefördert wurde. Für die jungen Unternehmer war das der ausschlaggebende Grund, sich an der Förde niederzulassen. „Uns wurden hier 2006, als wir uns gründeten, alle Türen geöffnet”, sagt Philipp von Trotha und ist noch heute begeistert von den guten Förderbedingungen im nördlichsten Bundesland. Auch die Unterstützung des Fraunhofer-Instituts für physikalische Messtechnik und des Instituts für Informatik der Universität in Kiel war für die beiden Firmengründer wichtig.

Zurück zur Technologie: Der verblüffende Effekt der Displays ist Ergebnis eines patentierten Verfahrens von höchster Präzision, das der Physiker Felix von Laffert entwickelt hat. Es geht um unzählige Mikrokameras, die auf eine Kunststoffplatte gebracht werden. Rückseitig werden sie auf einen hochauflösenden Spezialfilm geklebt, der das darzustellende Bild enthält. Von Laffert erläutert das Prinzip so: „Pro Display bilden 250.000 Mikroobjektive pro Quadratmeter in der Größe eines Streichholzkopfs jeweils das ganze Bild ab, doch aus einer minimal abweichenden Perspektive. Auf diese Weise wird aus einem zweidimensionalen Bild eine Darstellung im dritten Raum.”

Multitalent für die Massenproduktion

Produktionszeit für ein Display: rund 14 Tage. „Wir können zurzeit 20 im Monat herstellen“, sagt von Laffert, „und wollen in die Massenproduktion. 500 bis 1.000 Quadratmeter im Jahr – dahin soll die Reise gehen.“ Im Prinzip seien die ein Quadratmeter großen Displays beliebig erweiterbar, betonen beide REALEYES-Chefs. Man kann sie aneinandersetzen, um raumgroße Flächen zu erreichen – somit eigneten sie sich auch für die Außenwerbung, für verschiedene Nutzungs-Szenarien und Branchen. Neben der Werbebranche etwa auch als Attraktion in Freizeitparks, im Musical auf der Bühne oder in Ausstellungen. Ein echtes Multitalent eben.

WERBETECHNIK, 01. Mrz 2011

In der Tiefe des Leuchtkastens

Die Leuchtkästen von Realeyes geben dreidimensionale Bilder wieder – dank Fototechnik und Mikrolinsen.

Verena Gründel gruendel@wnp.de

250.000 klitzekleine Bilder eines Astronauten im All quetschen sich auf einen Leuchtkasten. Scheinbar wie durch Zauberhand ergeben sie ein dreidimensionales Bild, das wirkt, als würde der ausgestreckte Arm des Raumfahrers aus dem Kasten heraus auf den Betrachter zukommen. Doch dahinter steckt keine Magie, sondern Physik – und das Start-up-Un­ternehmen Realeyes.

Der Physiker Felix von Laffert und der Jurist Philipp von Trotha stecken hinter Realeyes und stellten die 3D-Displays, für die man keine Brille benötigt, auf der diesjährigen Euro­shop zum ersten Mal öffentlich vor. Das Standardprodukt misst 1.216 mal 832 Millimeter, entspricht also in etwa dem For­mat A0 oder einer Fläche von einem Quadratmeter. Es be­steht aus drei Haupt­komponenten: einer Optik, einem Film mit den Bildinformationen und einer dahinter liegenden, direkten LED-Beleuchtung. Die Optik wiederum ist ebenfalls in mehreren Schichten aufgebaut. Es handelt sich zum einen um zwei Linsenplatten aus Polycarbonat, die das Licht brechen. Jede von ihnen ist mit 250.000 streich­holz­kopf­großen Mikrolinsen bestückt. Zwischen ihnen liegt eine Blen­den­platte, die die Strahlen bündelt.

Bei der Produktion wird die Linsenplatte auf den 18.000 dpi auf­lösenden Film geklebt, der im Prin­zip einem ana­logen Foto­film ent­spricht. „Wir gehen technisch eigentlich einen Schritt zurück“, kommentiert der Geschäftsführer Philipp von Trotha, der die kaufmännische Leitung der Firma innehat. „Aber natürlich im positiven Sinn.“ Vorteil von Film sei, dass er die höchste Auflösung aller farbigen Materialen erreiche. Die Bildinformationen erhält er, indem die Mitarbeiter von Realeyes ihn wie im Fotolabor belichten und entwickeln.

Als Motive für die Realeyes-Displays eignen sich am Computer ge­nerierte 3D-Modelle. Von ihnen werden Bilder aus genau 250.000 Blick­winkeln erstellt. Philipp von Trotha erklärt: „Das ist wie bei einem Blick durchs Schlüs­sel­loch. Durch eine kleine Öff­nung kann man den da­hinter lie­genden Raum sehen. Da­neben ist eine zweite Tür, ein zweites Schlüsselloch, durch das man dasselbe sieht. Nur der Blickwinkel ist ein wenig verschoben.“ Von diesen Schlüssellöchern müsse man sich 250.000 Stück vorstellen, die sich um den Raum herum be­finden.

Unterhalb jeder der 250.000 Linsen befindet sich eines der Schlüssel­loch-Bilder mit einer Auf­lösung von 512 mal 512 Pixel. Sie ent­sprechen einer Daten­menge von 232 Gigabyte. Sämt­liche kleinen Bilder tragen in Zusammen­arbeit mit den Linsen dazu bei, dass der Betrachter des Displays den Eindruck erhält, der Raum­fahrer rage aus dem Leucht­kasten. Durch die beiden begren­zenden Faktoren – Auflösung und Darstellungs­möglichkeit der Linse – erreichen nicht alle 250.000 Bilder das Auge: Der Be­trachter sieht nur 30.000 An­sichten; eine aus jeder Position innerhalb des Betrachtungs­winkels.

Einen Meter kommt das Motiv aus dem Display heraus und ragt min­destens zwei Meter in die Tiefe. Bewegt der Pas­sant sich inner­halb des Betrach­tungs­winkels von vierzig Grad hori­zontal und ver­tikal, ändert sich die An­sicht des 3D-Objekts: Geht man zum Bei­spiel in die Knie, sieht man den Arm des Astro­nauten von unten. Die Displays von Realeyes erreichen das volle Farb­spektrum.

Sogar Me­tallic­farben, Glanz- und Glitzer­effekte seien möglich, ergänzt Philipp von Trotha. Zwi­schen 10.000 und 15.000 Euro netto soll ein A0-Display kosten. Größere Va­rianten sind möglich, indem man mehrere An­zeigen im Standard­format kom­biniert. Wer bereits ein Display hat und nur das Motiv aus­tauschen lässt, zahlt rund 4.000 Euro. Realeyes und zwei Vertriebs­partner, der frei beim Unter­nehmen be­schäftigte Frank Reger und die Firma Kleinhempel, ver­kaufen die Pro­dukte. Sie wollen unter anderem Messe­aussteller, Museen, Shop­gestalter, Ver­markter von Werbe­flächen an Flug­häfen und Bahn­höfen so­wie Aus­richter von Events er­reichen.

Das Ziel: 3D ohne Brille

Der Weg bis zum marktreifen Produkt begann bereits wäh­rend des Physik­studiums von Felix von Laffert. Eine Holo­grafie­ausstellung inspirierte den damaligen Stu­denten und er be­schäftigte sich fortan mit der Fra­ge, wie man 3D-Bilder reali­sieren kann, für die man keine Brille benötigt. Nach dem Stu­dium gewann er mit seiner Idee, 3D-Displays mit Foto­technik her­zustellen, den dritten Platz des Business­plan­wett­bewerbs Start2Grow der Stadt Dort­mund. Dank des Preis­geldes von 30.000 Euro konnte er an seiner Idee weiter­arbeiten. „Außer­dem kam sein Vater zu dem Schluss“, er­zählt Philipp von Trotha, „dass hinter der ver­rückten Idee seines Sohnes mehr stecken müsse, und sie be­schlossen, das Ganze auf ein pro­fessio­nelles Fun­dament zu stellen.“ Sie analy­sierten Förder­programme, stell­ten Finan­zierungs­modelle auf und ent­schieden sich am Ende dazu, 2006 in Kiel die Firma Realeyes zu gründen.

Die beiden heutigen Geschäftsführer, die sich wäh­rend des Stu­diums an der Univer­sität Greifs­wald kennen­lernten, wählten die Stadt an der Ostsee, weil die Förder­bedingungen in Schles­wig-Holstein beson­ders attrak­tiv seien. Für die Grün­dung erhiel­ten sie ins­gesamt zwei Millionen Euro aus drei Pro­grammen: zum einen aus dem Regional­programm 2000 mit Mitteln des Euro­päischen Fonds für regio­nale Ent­wicklung (EFRE) in Schles­wig-Holstein; außer­dem aus den Seed- und Start-up-Fonds des nord­deutschen Bundes­landes; zum dritten aus dem Topf von Inno­net, einem Pro­gramm des Bundes­wirtschafts­ministeriums. Mit diesem Geld und der Unter­stützung ihrer Familien finan­zierten die beiden Unter­nehmer unter anderem die Koopera­tionen mit dem Fraun­hofer-Institut für Physika­lische Mess­technik IPM in Frei­burg und der Christian-Al­brechts-Uni­versität zu Kiel. „Das IPM hat nicht nur unseren Belichter ent­wickelt, sondern uns auch inten­siv dabei geholfen, das Projekt voran­zutreiben, um am Ende ein markt­reifes Pro­dukt zu haben“, erzählt Philipp von Trotha. „Im Rah­men des Inno­net-Projekts hat der Lehr­stuhl für Informatik der Uni­versität Kiel für uns eine Soft­ware entwickelt, die besonders effizient unsere Bild­daten berechnet.“ Wenn das Produkt in der Werbe­branche auf genauso viel Zustim­mung trifft, wie bei den zahl­reichen För­derern, scheint der Er­folg zum Grei­fen nah – wie der drei­dimen­sionale Astro­naut im Welt­all des Leucht­kastens.

Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik IPM – Jahresbericht 2011/2012, 25. Feb 2011

3D ohne Brille: Displays mit Tiefenwirkung

Optische Mikrostrukturtechnik

Dr. Dominik Giel, Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik IPM, dominik.giel@ipm.fraunhofer.de

Innovative Werbeformate sind gefragt, um die Aufmerk­samkeit des reizüberfluteten Betrachters auf sich zu ziehen. Unter der wissen­schaftlichen Feder­führung von Fraunhofer IPM, Fraunhofer IPT und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel ist es der Marke REALEYES gelungen, der Werbung eine dritte Dimension hinzuzufügen: Im Rahmen eines vom Bundes­ministerium für Wirtschaft und Technologie geförderten Projekts entwickelten die Partner Technologien zur Herstellung großformatiger 3D-Displays, die auch ohne Spezialbrille betrachtet werden können. Die drei­dimen­sionalen Werbedisplays fesseln den Betrachter mit einer bisher unerreichten Raum­wirkung. Durch Anein­anderfügen der jeweils einen Quadratmeter großen Displays sind auch größere Formate möglich. Fraunhofer IPM hat das Belichtungssystem für die Produktion der 3D-Displays entwickelt.

Eine DIN-A0-Displayfläche wird mit rund 250.000 Einzellinsen bestückt, die ein jeweils eigenständiges Mikrobild, bestehend aus zirka 30.000 Einzelbildpunkten, abbilden. Aus einem 3D-Modell werden hierfür pro Quadratmeter 250.000 foto­realistische Perspek­tiven mit jeweils zirka 30.000 Blickwinkeln be­rechnet, was einer Datenmenge von mehr als 230 Gigabyte entspricht. Durch die Anordnung der Linsen­systeme entsteht ein Gesamtbild, in dem je ein Bildpunkt von einem Linsensystem erzeugt wird. In Abhängigkeit von der Position des Betrachters werden unterschiedliche Bildpunkte des Linsen­bildes wahr­genommen, sodass jedes Auge die virtuelle Szene aus einer leicht anderen Perspektive sieht. Dadurch entsteht der 3D-Eindruck.

In einem einzigen Arbeitsschritt belichtet das von Fraunhofer IPM entwickelte System die digital vor­bereiteten Mikro­bilder durch die Linsen hindurch auf Farb­mikrofilm. Dazu fährt das Belichtungs­system jede dieser Mikro­optiken einzeln an. Das farbige Bild wird sequen­tiell mittels einer drei­farbigen LED-Be­leuchtung (RGB) auf den Farb­mikrofilm belichtet. Eine eigens für das Pro­jekt ent­wickelte und gemein­sam mit dem Auf­trag­ geber zum Patent angemeldete Abbil­dungs­optik sichert dabei die Qualität der 3D-Dar­stellung.

Dank schneller Datenverbindungen, der entsprechenden Abbildungsoptik sowie effizienter Ansteuer­elektronik erfolgt die Belichtung in einer kontinuier­lichen Bewegung. Nur so lässt sich die Herstellung großformatiger Poster mit hundert­tausenden Linsen wirtschaftlich realisieren. Be­son­deres Augen­merk bei der Entwicklung galt der Langlebigkeit und der einfachen Bedienbarkeit des Systems. Audi, Deutsche Telekom, Marlboro, Moët & Chandon oder der schwei­zerische Uhren­hersteller Hublot ge­hören zu den Kun­den, die die 3D-Displays bereits für ihre Werbung nutzen.

Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Schleswig-Holstein GmbH (MBG) – Jahresbericht 2011, 25. Jan 2011

REALEYES

Die Idee, ein 3D Display herzustellen, dessen Effekt man ohne Hilfsmittel wie 3D-Brillen erleben kann, ist nicht neu. Bereits 1908 hatte der Phy­siker und Nobelpreis­träger Gabriel Lippmann die Möglich­keit beschrieben, 3D-Fotos mithilfe von Linsen­rastern aufzu­nehmen, die mit einem Film verbunden sind.

Georg Banner MBG Schleswig-Holstein, persönlicher Kundenbetreuer der Marke REALEYES

Die Umsetzung dieser faszinierenden Idee war jedoch technisch so anspruchsvoll, dass sie erst rund 100 Jahre später, mit den Möglichkeiten der Mikro- und Nano­technologie, Wirklichkeit werden konnte. An diesem Beispiel zeigt sich: Eine Idee ist dann etwas wert, wenn man etwas daraus macht. Das Kieler Start-Up-Unter­nehmen REALEYES hat diese Idee mit Leben erfüllt. Das Unternehmen beschäftigt sich mit der Entwicklung, Produktion und Ver­marktung von großformatigen 3D-Displays. Die hoch­quali­tativen drei­dimensionalen Bilder können ohne 3D-Brille betrachtet werden und sind von den Lichtbedingungen der Umgebung unabhängig. Die Displays eignen sich besonders für den Einsatz in der Werbung, im Messe- und Ladenbau, aber auch in der Architektur oder in Museen. REALEYES ist bisher das einzige Unternehmen, das dieses Produkt zur Marktreife entwickelt hat.
Die beiden Geschäftsführer ergänzen sich in ihrer Ausrichtung hervorragend: Die technische Leitung obliegt dem Unternehmens­gründer, dem Physiker Felix von Laffert. Die kaufmännische Leitung liegt bei dem Juristen Philipp von Trotha. Was beide Unternehmer eint, ist der unter­nehmerische Weitblick. Die faszinierenden drei­dimensionalen Bilder, die über die Displays von REALEYES dargestellt werden, ermöglichen realistische Perspektiv­wechsel. Dank eines Betrachtungs­winkels von 40° und 30.000 Bildansichten verändert sich die Perspektive, wenn der Betrachter einige Schritte hin- und hergeht. Auch die beiden Firmen­gründer haben ihr Unternehmen von Anfang an aus unter­schiedlichen Perspektiven betrachtet – und auf diese Weise eine Idee, Produktion, Marketing und Vertrieb zu einem erfolgreichen Ganzen zusammengebracht.

Werben & Verkaufen, 19. Jan 2011

Aufbruch in neue Erlebniswelten

Dreidimensionale Plakate, gefallene Engel, lebendige Wände: Out of Home geht aufregenden Zeiten entgegen, und neue Technologien stellen sich in den Dienst der Außenwerbung. Ein Blick in die nahe Zukunft.

Anja von Fraunberg, medien@wuv.de

Spontan möchte man ihm die Dose aus der Hand nehmen, so täuschend echt wirkt der Astronaut, der jeden Moment aus den Tiefen des Weltalls direkt ins Zimmer schweben wird. Doch da ist nichts: weder die Hand, noch die Dose, noch das herausblubbernde Getränk. Echt ist da nur ein Display, das dem Betrachter mithilfe ausgeklügelter Technik ein verblüffendes 3-D-Erlebnis beschert – ohne dass dieser eine spezielle Brille tragen muss. „Die dargestellten Objekte ragen scheinbar bis zu einem Meter aus dem Bild heraus und gehen unendlich in die Tiefe“, erklärt Philipp von Trotha, kaufmännischer Geschäftsführer der Firma Realeyes, die die 3-D Displays entwickelt hat. „Da entsteht ein räumliches Bild, das überrascht, neugierig macht und dazu anregt, sich damit auseinanderzusetzen.“ Perfekte Voraussetzungen also für ein Werbemedium. Zwar hat Realeyes gerade erst mit der Markteinführung dieses Produkts begonnen. Doch von Trotha ist jetzt schon überzeugt: „In Zukunft werden wir nur noch dreidimensionale Bilder haben, wenn diese so wirklichkeitsnah wie möglich sein sollen.“

Einige technische Entwicklungen, die in engerem und weiterem Sinne zur Außenwerbung zu zählen sind, nehmen schon heute vorweg, wie die Zukunft aussehen konnte. Manche Techniken sind zwar nicht ganz neu, geraten aber jetzt in das Stadium der Praxistauglichkeit. Um bei der dritten Dimension zu bleiben: Wer hatte vor ein paar Jahren geglaubt, dass die aus Science-Fiction-Filmen bekannten Hologramme tatsächlich realisierbar sein würden? Mittlerweile können sie sogar in einer Rundum-Ansicht erstellt werden. So schickte die britische Modefirma Burberry im April in Peking neben echten Models auch virtuelle 3-D-Schönheiten auf den Laufsteg.

Das Display-System Hyposurface dagegen macht das Thema dritte Dimension auf eine ganz andere Weise erlebbar: Es besteht aus vielen kleinen, dreieckigen Platten, die beweglich sind und Wellen, Bilder, Logos oder Texte formen können. Einer der ersten Kunden, der dieses System nutzte, war der Getränkehersteller Coca-Cola. Daneben gehören 3-D-Projektionen schon fast zu den gängigen Techniken. So sorgten unter anderem Samsung und BMW mit Projektionen auf Gebäuden schon für Aufsehen erregende Aktionen.

Computergestutzte Projektionen sind auch Teil eines Projekts, das Design-Studenten der Hochschule Niederrhein realisierten. Sie kreierten für die Taschenmarke Crumpler eine interaktive Markenerlebniswelt, die auf Bewegungen der Kunden im Verkaufsraum reagiert. Nimmt man beispielsweise die ausgestellte Tasche vom Regal, beginnt die virtuelle Wand dahinter zu bröckeln und weitere Taschenmodelle tauchen auf. Die interaktive Markenerlebniswelt funktioniert so gut, dass sie nun auch in die Geschäfte kommen soll, erzählt Thorsten Kraus, Professor an der Hochschule. „Sie wird zunächst exemplarisch in wenigen Testladen installiert und dann, wenn sie bei den Verbrauchern gut ankommt, weiter ausgerollt werden.“

Ein unendlich großes Spielfeld für 3-D-Aktionen eröffnet sich auch mit Augmented Reality (AR). Eine AR-Anwendung hat Unilever für seine Marke Axe in der Londoner Victoria-Station realisiert: Dabei wurden die Passanten, die ein bestimmtes Feld betraten, auf einen riesigen LED-Screen projiziert, wo sie sich plötzlich zusammen mit einem Engel konfrontiert sahen, der vom Himmel gefallen war. „Augmented Reality ist ein Riesenthema“, meint Guido Bliss. „Aus meiner Sicht ist das kein Trend, sondern eine Entwicklung, der wir uns nicht mehr entziehen können. Die Technik bietet zahlreiche Möglichkeiten, nachhaltige Mehrwerte für den Kunden zu generieren“, so der Geschäftsführer der Kölner Agentur für regionale Medien Planus Media, die kürzlich einen „Innovationsreport“ mit zahlreichen Beispielen innovativer Technologien in der Out-of-Home-Welt veröffentlicht hat. So unterschiedlich diese Techniken sind, sie haben alle eines gemeinsam: Sie beziehen den Verbraucher mit ein, lassen ihn Teil einer (Marken-)Erlebniswelt werden und fordern ihn teilweise auch zum Handeln auf. „Gerade, was das Thema Interaktion in der Out-of-Home-Kommunikation anbelangt, stehen wir erst am Anfang“, ist Philipp Storm, Unit Director Ambient und Digital bei Jost von Brandis, überzeugt. Denn: „Auf diesem Gebiet werden sich noch enorm viele Möglichkeiten auftun, um auffälliger zu sein. Die Kunst wird dann darin bestehen, hier den Menschen etwas entsprechend Reizvolles in den Weg zu stellen, so dass sie bereit sind, mit einer Marke oder einer Institution zu interagieren.“

Eine wesentliche Rolle wird dabei die Verknüpfung von OoH mit Mobile Marketing spielen, da sich beide Kanäle perfekt ergänzen und eine Verbindung zwischen der realen Welt der Verbraucher und der virtuellen Welt des Internets herstellen. Am gängigsten ist die Kommunikation Poster-to-Mobile bislang per Bluetooth, nach einigen Anlaufschwierigkeiten setzt sich gerade wohl auch die Integration sogenannter QR-Codes durch, die den Passanten direkt über den Handy- Browser auf eine Webpage leiten.

Eine weitere Basis für Interaktion bildet die Digitali­sierung in der Außenwerbung. Mittlerweile haben alle großen Anbieter erkannt, dass sie sich dieser Entwicklung nicht entziehen können. So treibt Ströer, Köln, den Aufbau des Out-of-Home-Channels voran. Die Berliner Wall AG will das Konzept des komplett digitalisierten U-Bahnhofs Friedrichstraße noch auf weitere U-Bahnhöfe ausweiten. „Des Weiteren haben wir ein digitales Citylight-Board zur Produktreife entwickelt, das im öffentlichen Raum zum Einsatz kommen wird“, kündigt Andreas Prasse, Vorstand Vertrieb & Marketing, an. „Mit dem Aufbau werden wir in diesem Jahr beginnen.“ Und selbst die awk, drittgrößter Anbieter und bislang eher zurückhaltend auf diesem Gebiet, will sich nun des Themas annehmen. „Auch wir arbeiten an der Entwicklung neuer Werbeträger und legen unseren Fokus dabei auf eine tagesaktuelle und situationsbedingte Aussteuerung“, verrat Stefanie Probstfeld, Prokuristin und Corporate Communication Manager. „Wir planen einen Werbeträger, der die positiven Attribute von digitalen Medien aufgreift und diese mit dem reichweitenstarken Klassiker Plakat verbindet.“